Er wusste, wo ich stehe

Lilian Masuhr arbeitet bei Leidmedien.de, einer Onlineplattform, die sich mit der Berichterstattung über Menschen mit Behinderungen beschäftigt. Was sie bei einem Interview mit einem Blinden festgestellt hat und was „Leichte Sprache“ ist, lest ihr hier.

Als Mitarbeiterin bei leidmedien.de recherchiere ich viel über Menschen mit Behinderung. Mein Job hat mich sensibel gemacht. Ein Beispiel: Für sehende Menschen ist das Internet vor allem etwas Visuelles. Früher habe ich als Reporterin fürs Radio gearbeitet und habe mal einen blinden jungen Mann interviewt, wie er im Internet surft. Allein wie ich das Interview führte: Ich dachte erst, ich müsste über mich erzählen, wer ich bin, wie ich aussehe, wo ich gerade im Raum stehe. Habe dann aber gemerkt, er wusste, wo ich stehe.

Und er hat mir erzählt, es gibt ein bestimmtes Gerät, die Braillezeile, die blinden Menschen das, was auf der Internetseite steht, vorliest. Ich war fasziniert, denn für mich war das Internet nicht primär etwas Akustisches. Ich merke heute, viele Seiten sind nicht barrierefrei für blinde Menschen, zum Beispiel wenn im Alternativ-Text der Inhalt eines Bildes nicht beschrieben wird. Das wäre ein Stück Barrierefreiheit.

Oder ein anderes Thema: „Leichte Sprache“. Manche Menschen, zum Beispiel mit Lernschwierigkeiten oder mit Migrationshintergrund oder ältere Menschen, brauchen eine bestimmte Art von Sprache, um Informationen im Internet nutzen zu können. Eine leicht verständliche Sprache. Der Bundestag etwa hat so eine Seite, die man auf Leichter  Sprache lesen kann.

www.leidmedien.de

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